Gegen die Einsparungen therapeutischer Fördermaßnahmen

Das Elternzentrum Berlin e.V. unterstützt diesen Protest und das Schreiben der Berolina Grundschule uneingeschränkt!
Wir verweisen auch auf den Artikel im Tagesspiegel von Susanne Vieth-Entus zur „Resolution gegen den Sparwahn in Pankows Sonderschulen“ – der „klamme Bezirk“ Pankow hatte seinen Sparwahn zurückgenommen, nun spart Berlin Mitte an Kindern mit Behinderungen.

Berlin, den 10. Februar 2010

Eltern-Protest gegen die Einsparungen therapeutischer Fördermaßnahmen

Wir Eltern der Berolina-Grundschule (Filiale der Arno-Fuchs-Schule) mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ in Berlin-Mitte sind besorgt aufgrund der Einsparungen therapeutischer Fördermaßnahmen an unserer Schule.

Wesentlicher Bestandteil des Schulkonzeptes an unserer Schule ist die Arbeit der Logopädinnen, Ergo- und Physiotherapeutinnen.

Drei von vier Therapeutinnen sind zum 01.01.2010 in den Überhang versetzt, so dass durch deren Abzug eine Personalkontinuität und das therapeutische Versorgungskonzept in Frage gestellt wird. Die Schule hat einen wesentlich höheren Mehrbedarf an Therapeuten, um das erforderliche Qualitäts- und Leistungsniveau zu erbringen.

Viele unserer Kinder haben schwere und Schwerstmehrfachbehinderungen. Für sie ist eine konsequente und umfassende therapeutische Betreuung bzw. therapieangeleiteter Unterricht notwendig.
Die Therapeutinnen versorgen unsere Kinder individuell mit den nötigen Hilfsmitteln. Sie unterstützen in enger Zusammenarbeit mit Lehrern, Ärzten, Orthopädiemechanikern, Krankenkassen und uns Eltern die Entwicklung unserer Kinder. Diese Einzelförderung ist, wie in allen anderen Berliner Bezirken auch, unverzichtbarer Bestandteil des Bildungsauftrages unserer Schule und trägt wesentlich zu schulischer und gesellschaftlicher Integration unserer Kinder bei.

Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Therapeuten ist eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von entwicklungsorientierten Lernzielen unserer Kinder.

Bereits am 12.Juni 2009 haben sich die Elternvertretungen verschiedener Schulen des gesamten Landes Berlin mit der „Resolution gegen den Sparwahn in Pankows Sonderschulen“ gegen den ersatzlosen Abzug der Therapeuten aus den Schulen gewehrt und die an den Sonderschulen falsch angebrachten Sparvorhaben des Landes Berlins abgewendet.

Nun sollen in diesem Jahr eben solche Sparmaßnahmen die Berolina-Grundschule in Berlin-Mitte treffen. Diese Einbuße würde dazu führen, dass der integrative Ansatz unserer Schule nur noch ungenügend erfüllt werden könnte und unseren Kindern ein wesentliches Element ihrer individuellen Förderung genommen würde.

Der Bezirk meint anscheinend, dass die Eltern die therapeutische Versorgung außerhalb der Schule selbst gewährleisten können, aber das ist aus vielen Gründen problematisch:

  • die Kinder sind bis nachmittags/abends in der Schule und Therapien im Anschluss an den langen Schultag sind wenig effektiv;
  • die Eltern können gerade Kinder mit Schwerstmehrfachbehinderung oft nicht selbst irgendwohin bringen;
  • viele Eltern sind berufstätig;
  • andere Eltern wiederum kümmern sich nicht genügend um die Therapien ihrer Kinder.

In jedem Fall wird erst durch die Schule die ausreichende Versorgung und Förderung gewährleistet.

# Zu Lasten unserer Kinder mit Behinderungen werden mit diesen falsch angebrachten Sparmaßnahmen versucht die Sanierung des Bezirkshaushaltes zu betreiben.
#Die Streichung wertvoller Therapeutenstellen empfinden wir als eine Bankrotterklärung der Politik an ein integratives Schulsystem.
# Wir können nicht nachvollziehen wie Bildung das wichtigste Thema in unserem Land ist und gleichzeitig eine solche Maßnahme durchgeführt werden kann.
# So wie im Juli 2009 werden auch wir im Februar 2010 nicht zulassen, dass unsere Kinder und Schulen wegen der augenscheinlich politischen Handlungsunfähigkeit von Bezirken und Senat an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden!
# Wir Eltern fühlen uns in unseren Bemühungen, in enger Zusammenarbeit mit den Schulen eine positive Entwicklung unserer Kinder zu erreichen, vom Berliner Senat und der Bezirkspolitik im Stich gelassen.

Wir fordern auch in diesem Jahr von der Senatorin für Gesundheit auf diesem Gebiet gemeinsam mit den Bezirken konstruktive Lösungsvorschläge zu entwickeln, statt eine zeitliche Verschiebung des Problems!

Wir fordern eine individuelle und optimale Förderung für unsere Kinder – nicht mehr und nicht weniger steht unseren Kindern zu!

Wir verlangen von allen politischen Verantwortlichen im Bezirk und auf Landesebene die beabsichtigten Einsparungen der Therapiemaßnahmen an unseren Schulen unverzüglich zurückzunehmen!

Im Namen der Elternvertretung der Berolina-Schule, Berlin Mitte
K. Driesener

Kontakt für Rückfragen: kdriesener [AT] gmx [PUNKT] de

Download des Protestschreibens hier